Panzer II Ausf.J - VK1601

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Das Original

Bei diesem Panzerprojekt, das von MAN und Daimler-Benz durchgeführt wurde, ging es um die stärkste mögliche Panzerung, die an der Vorderseite von Turm und Rumpf auf 80mm, sowie an Seite und Heck von Turm und Rumpf auf 50mm erhöht wurde. Das Gewicht stieg damit auf etwa 17 Tonnen. Da als Motor nur der Maybach HL45p mit 140PS benutzt wurde, wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 31km/h erreicht.
Die Einstiegsluken befanden sich, wie beim VK1801, als kreisrunde Öffnungen an den Seiten. Eine 0-Serie von 30 Stück wurde auferlegt, das erste VK1601 wurde im Juni 1940 fertiggestellt. Die Produktion wurde nach Auslieferung von 22 Stück wieder eingestellt.
Die Bewaffnung bestand aus einer 2cm KwK 38 L/55 und einem MG42. Über die Abmessungen und weitere Einzelheiten ist wenig bekannt.
Über die Verwendung ist relativ wenig bekannt. Fünf VK1601 wurden im Mai 1942 der Panzerkompanie zbV 66 eingegliedert, zur Landung auf Malta. Im August 1942 wurden diese dann an der Ostfront in der Kompanie Bethke der 12.Panzerdivision unterstellt.
Weitere sechs Stück wurden dem 3.Zug der 13.verstärkten Polizei Panzer Kompanie im Februar 1943 unterstellt.
Die anderen VK1601 wurden in Fahrschulen und Spezialformationen eingesetzt.

Der Bausatz

Cromwell Models ist für aussergewöhnliche Panzermodelle wahrlich prädestiniert, und so wundert es auch nicht, daß man diese kleine Rarität im 1/35er Programm findet. Ein Resin Komplett Bausatz, für schlappe 150DM! Das ist ein wahrlich gesalzener Preis, der einem bei einem Blick in die Schachtel nicht wirklich gerechtfertigt erscheint, findet man dort doch recht wenige Teile, die aber (ausser den Laufrädern) eine exzellente Qualität und Detaillierung zeigen. Gerade der Rumpf, der in EINEM Stück (Bis auf die separate Bodenplatte) gegossen ist bringt wahrlich Freude ... fein strukturiertes Motordeck, mit allen Details, die man sich wünscht, sogar rauhe Panzerstahl Oberfläche wurde teilweise realisiert, und alles ohne Verzug und Luftblasen! Die Angüsse der Teile sind einigermassen ok. Bei den Kleinteilen ist Vorsicht geboten, dass diese bei Bearbeitung nicht gleich zerbrechen.
Die Laufräder hingegen haben ziemlich blöde, breite Angüsse an den Laufflächen, die dazu führen, dass die Laufräder etwas eierig aussehen ... allgemein machen die Räder nicht den allerbesten Eindruck. Auch die Ketten, die in mehreren längeren Stücken vorliegen, weisen diverse Fischhäute und unliebsame Resineinflüsse gerade in den Kontaktstellen auf! Dies bedeutet viel Nacharbeit!!
Noch schlimmer siehts allerdings mit der Bauanleitung aus, und der Tatsache, dass diesem Bausatz keine Abziehbilder beiliegen! Die Bauanleitung besteht aus etwa fünf Bauschritten, die in handgezeichneten Bildern dargestellt wird. Die Qualität ist allerdings ziemlich schlecht. Ungenaue oder sogar falschen Teileplazierungen, fehlende Hinweise (gerade im Bereich des Laufwerks) und ungenügende Detaillierung sorgen nicht gerade für Freude.

Der Bau

Da der Rumpf schon relativ komplett ist, gestaltet sich der Bau an sich als recht einfach, so beginnt man damit die Bodenplatte einzupassen, wobei man aber am spachteln nicht vorbeikommt. An der Wanne selber muss man im ersten Schritt lediglich noch die Seitenvorgelege und die Aufhängung der Türen innen ankleben. Die Türen habe ich bei mir verklebt, obwohl das System wohl so gedacht ist, dass sie wohl beweglich sein könnten. Das erschien mir aber zu unzuverlässig!
Der nächste Bauschritt führt uns dann zum unglücklichen Teil des Bausatzes, der mir graue Haare, und beim Blick in die Bauanleitung und komplementär auf Teile und den Bausatz immer wieder ein Fragezeichen erscheinen ließ! Zumindest wird darauf hingewiesen, dass man beim ankleben der Schwingarme etwa 0,5-1mm Luft zwischen Wannenboden und ebener Fläche lassen sollte. Dass die Schwingarme aber zwei verschiedene Längen aufweisen merkt man leider erst, wenn man alle angeklebt hat oder sie vorher wirklich mal nebeneinander hält (aber wer macht sowas?). In der Bauanleitung findet man dazu nichts, ausser EINEM gezeichneten Schwingarm, der mit 5 Pfeilen in die entsprechenden Aufnahmen einer Seite gezeigt wird, und dazu am 1, und 3. Aufnahmeloch ein A und ein B auf der einen, C und D auf deren anderen Seite, deren Bedeutung nirgends erläutert wird! Also hier mein Tip! Es gibt 6 Schwingarme, die etwas länger sind, als die übrigen 4. Diese 6 gehören in das erste, mittlere und letzte Aufnahmeloch, die kürzeren jeweils dann ins 2. und 4.!! Die Aufnahmen muss man aber noch weiter ausbohren, da die Arme dort sonst nicht reinpassen! Was ebenfalls verheerend in der Bauanleitung ist, ist die absolut falsche Einzeichnung der Positionierung des Leitrades ... dies gehört nicht ganz ans Wannenende, sondern in die Aufnahme an dem Gestänge. Dies ist mir zum Glück vor dem Verkleben aufgefallen ... unbedingt Originalbilder ansehen!!! Die Räder sind auch wieder ein Thema für sich ... dank der Angussstellen kriegt man die nie wirklich schön rund. Schlimmer wird es dann mit dem Zusammenbau, wo man die Passstellen noch beschneiden und feilen/bohren muss, bis die Räder wirklich einigermassen in ihren zwei Teilen zueinander passen mit gleichem Abstand, usw. Das Treibrad ist glücklicherweise in einem Stück gegossen, was lästiges Ausrichten der Zähne zueinander und in der Breite der Zahnkränze für die Kette vermeidet!
An diesem Punkt sollte man der kompletten Wanne, dem Turm und Kettenblechen schonmal eine Bemalung in sandgelb gönnen.
Nächste Folge des Horrors ... das Ankleben der Laufräder an die Schwingarme. Wenn man das Glück hatte, die Schwingarme mit den richtigen Längen an der richtigen Stelle zu haben, geht dies Unterfangen ohne feilen und ankleben vor sich, jedoch sind die Abstände, Ausbohrungen der Räder, usw. absolut schlecht, so dass diese teilweise nicht halten, sich gegenseitig berühren, verkanten und wirklich schwer auszurichten sind! Als Krönung des Ganzen findet sich eine Resinkette, die aus 6 längeren Stücken pro Seite besteht. Hier habe ich Stunden mit der Nachsäuberung verbracht, was im Ergebnis zu einem Kettenstrang, der krumm und schief war wie ein Lämmerschwanz. Dieses 'Ding' gilt es dann noch um das Laufwerk zu prügeln. An sich wollte ich mich dem entziehen, durch die Friulmodel Kette für das VK1801, die ansich baugleich zur Kette vom VK1601 ist, aber (wie sollte es auch anders sein) natürlich nicht um das Treibrad passte! Also galt es die Resinkette um das Laufwerk zu bringen, was sich als nicht gerade einfach entpuppte. Denn entgegen aller Erwartung passte die Breite und Teilung der Kette auch nicht hundertprozentig zum Treibrad vom Bausatz, was ich schon sehr merkwürdig finde. Nichtsdestotrotz habe ich die Kette an den beiden entsprechenden Stellen vorsichtig über einer Kerzenflamme erhitzt und um das Leit- und Treibrad gelegt, wobei beim Treibrade einiges an Gewalt angewendet werden musste, damit die Kette auf die Zähne passte! Nachdem diese Klippe umschifft wurde, kam für mich der nächste Schock, denn es klaffte eine Lücke von nicht unbeträchtlicher Größe ... und keine weiteren Kettenstücke in Sicht. Nach einigen Mailversuchen an Cromwell habe ich dann erfahren, dass in meinem Bausatz offenbar ein Beutelchen mit Einzelkettengliedern fehlt, um die Lücke zu schließen. Man entschuldigte sich und versprach eine Ersatzteillieferung, die dann auch ein paar Wochen später mit reichlich Kettengliedern (von denen 70% aber ärgster Nacharbeit bedurften) eintraf.
Trotz dieser Widrigkeiten machte sich das Aussehen des Modells relativ gut, zumindest wenn man das Ausmaß der Probleme betrachtet. Das Durchhängen der Kette wurde wieder mit etwas erwärmen über der Kerze und befestigen an den Laufrollen mit Sekundenkleber erledigt.
Die Kettenabdeckbleche passten recht gut, wobei einige Werkzeuge schon auf diesen mit eingegossen sind, was von der Detaillierung gut gelungen ist. Andere Werkzeuge und Kisten werden noch extra aufgeklebt, und machen eine gute Figur! Lediglich die Scheinwerfer scheinen etwas zu kurze Beine zu haben, und in der Bauanleitung muss man 3mal hinsehen, bis klar ist, wo der Notekscheinwerfer hinsoll.
Der Turm ist die nächste Station. Qualitätstechnisch ist der Turm hervorragend, absolut verszugs und blasenfrei in einem Stück gegossen ... innen allerdings absolut unbrauchbar, da die Wände annähernd zentimeterdick sind, was allerdings den optischen Spaß von aussen nicht im geringsten trübt! Das Kanonenrohr ist allerdings zu lang ausgefallen, weswegen ich es um einige Millimeter gekürzt habe. Hier sollte man nochmals ein Originalbild zur Hand nehmen, um zu sehen, wie weit das Rohr nach vorne reicht (etwa bis zur Bugspitze.). Die Luke der Kommandantenkuppel sollte man mit Vorsciht vom Angussstück befreien, damit man nicht die Scharniere aus Versehen mit abtrennt. Die beiliegende Kommandanten Halbfigur sieht sehr schön und detailliert aus, passt aber irgendwie gar nicht in die enge Luke, weswegen ich sie wegließ!
Zuguterletzt widmet man sich dem Heckbereich, der ansich schön gestaltet ist, die Bauanleitung mit der wirren Zeichnung aber wieder Fragen aufwirft, welches Teil denn nun wo genau hingehört, besonders die genaue Positionierung vom Abdeckblech des Auspufftopfs ist nicht erkenntlich. Abgeschlossen werden die Arbeiten durch das Anbringen der restlichen Werkzeuge und Ersatzkettenglieder.

Bemalung/Alterung

Dieses Fahrzeug sollte der 1.Kompanie der Panzer Abteilung (z.b.V.)66 von Hauptmann Bethke angehörenm im Herbst 1942. Die Fahrzeuge behielten den gelben Anstrich, der für die Invasion Maltas gedacht war und wurde mit leichten braunen Flecken aufgelockert. Ich bemalte daher mein Fahrzeug mit Revell Farbe 88 (ocker), die ich etwas mit anderen farben mischte, und brachte per Airbrush ein paar dunkelbraune Tarnflecken auf.
Ob taktische oder Divisionsabzeichen auf diesen Panzern zu finden waren lässt sich kaum feststellen, da es nur wenig Bildmaterial von Fahrzeugen im Einsatz gibt! Daher hielt ich mich soweit an Fakten, als dass ich Balkenkreuze auf die Ausstiegsluken, und eine Turmnummer beginnend mit einem 'B' (für Bethke) und einer zweistelligen Zahl aufbrachte.
Sowohl Balkenkreuze als auch die Outline Turmnummern und Buchstaben wurden mit Eduard Expressmask und Airbrush gespritzt und ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn ich noch etwas üben muss! An einigen Kanten habe ich dann mit dunkler Metallfarbe ein wenig trockengemalt.
Danach bekam der ganze Panzer eine Versiegelung mit Revell Mattlack nach dessen Durchtrocknen ich mit einer Spiritus/Acrylfarbensuspension (schwarze und braune Acrylfarbe) ein washing durchführte. Die Ketten wurden ebenfalls mit dieser Suspension gewaschen und danach ein wenig an den Kontaktflächen mit Eisenfarbe trockengemalt.
Zum Schluß folgte das übliche Einstauben im Laufwerksbereich mit helbbraun/gelblichem Pastellkreiden-Staub
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Fazit

Mal wieder ein Bausatz bei dem Licht und Schatten sehr dicht beieinander liegen. Der Preis ist (dank des ungünstigen Pfundkurses) mit 150,-DM sehr teuer, bietet aber teilweise sehr schöne und saubere Teile, wie die Wanne, Turm, und Kettenabdeckbleche, die auch recht gut zueinander passen, auf der anderen Seite fallen dann die äußerst simple, ungenaue und teilweise grob fehlerhafte Bauanleitung, das Laufwerk mit schlecht sitzenden Rädern und furchtbarer Kette negativ auf, und das sind Sachen, die sicher besser zu machen sind! Auch das Fehlen von Decals halte ich für schlecht!

Bleibt als Fazit, dass sich das Modell trotz aller Widrigkeiten mit Geduld und Fingerspitzengefühl zu einem feinen Kleinod bauen lässt, das sicher die heimische Vitrine auflockert, auch wenn der Preis so manchen vom Kauf abschrecken wird!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Darüberhinaus ist das "Deutsche Soldaten Jahrbuch 1985" sehr empfehlenswert wegen Bildern und Berichten der Panzerkompanie zbV66, die mit VK1601 ausgerüstet wurde.
Im Jahr 2002 wird vorraussichtlich auch ein Band aus der Panzertracts-Reihe, sowie ein Buch von Joachim Baschin über den Panzer II erscheinen, die dann zusätzlich hilfreich sind!

© 12/2001 Thomas Hartwig

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