AS 42 Sahariana

4.Platz
beim Bauberichts-Wettbewerb 2009


Das Original

Dieser italienische "Wüsten-Jeep" wurde 1942 für den Einsatz in Nordafrika (Africa Settentrionale) eingeführt. Das allradgetriebene Chassis wurde dabei vom Panzerspähwagen AB 41 übernommen, allerdings ohne lenkbare Hinterräder. Einige Fahrzeuge sind auch in Russland eingesetzt gewesen, und nach dem Krieg dienten die übrig gebliebenen unter dem Namen "Metropolitana" bei der Polizei. Überlebt hat leider kein Exemplar.


Der Bausatz

Italeri hat das Fahrzeug in zwei Versionen als Bausatz im Angebot; hier geht es um die Multi-Media-Variante mit der 2 cm-Kanone. Neben den Spritzguss-Rahmen enthält die Schachtel einen Rahmen Ätzteile (heftige 0,5 mm stark) sowie aus Gießharz  Motor, Getriebe, Kühler und zwei Figuren. Diese zusätzlichen Teile sind übrigens "Made in China", der Spritzguss wohl aus Italien. Außer der Italeri-typischen Bauanleitung liegt noch ein Heft bei mit Fotos vom Original und einem gebauten Modell sowie Tipps zu Bemalung und Alterung.

Andererseits fehlen für meinen Geschmack zwei Dinge: Zum einen ein geätztes Fla-Visier, wie es das gebaute Modell auf den Bildern hat, und ein Tank-Einfüllstutzen. Der ganze Sprit, den die Karre spazieren fährt, muss doch wohl irgendwo reingekippt werden, und auf der unten erwähnten Website ist eine Risszeichnung, die im vorderen Fahrzeugrahmen einen Tank mit Stutzen zeigt, der irgendwo nach links geht – aber wohin genau?!


Der Bau

Ich bin sofort von der Bauanleitung abgewichen, denn nicht nur mussten die Räder Ventile haben, sondern die Lenkungsteile erlaubten ein so einfaches Lenkbarmachen, dass ich daran einfach nicht vorbeikonnte. Man muss nämlich nur den unteren Teil der Vorderrad-Aufhängung (11B) durchbohren und dieses Stück dann in die untere Gabel kleben, nachdem man es vom Rest des Teils abgetrennt hat. Mit einem Stück dünnem Draht als Achse dreht sich alles wunderbar; die Kardangelenke des Antriebs wurden entsprechend behandelt. Für das Lenkgestänge bedurfte es eines ganz feinen Bohrers, um vor dem Zerlegen die Löcher für die Verbindung mit gezogenem Gießast zu schaffen.

Und die Hinterräder? Wie gesagt, im Prinzip handelt es sich um ein allrad-gelenktes Chassis, und es ist daher legitim, dass Italeri sämtliche Teile seines AB 41-Bausatzes verwendet. Wenn aber der AS 42  eben keine Allrad-Lenkung hat, finde ich es merkwürdig, dass hinten das  Lenk-Gestänge weggelassen werden soll – damit hätten die Hinterräder keinerlei Führung und würden beliebig herumwackeln! Kann ich kaum glauben; aber am Modell reicht es, die beschriebenen Bohrungen etc. nicht vorzunehmen ...

Nach der Bauanleitung soll als nächstes die Maschine drankommen. Mittlerweile hatte ich eine sehr hilfreiche Website gefunden: http://www.webkits.com.br/news/templates/news.asp?articleid=345&zoneid=14  Der Text ist in brasilianischem Portugiesisch, aber die Bilder sind selbsterklärend, so dass mir sofort klar war, dass es den Bau erheblich vereinfacht, wenn man die Motor-/Getriebe-Einheit an ihrer breitesten Stelle soweit abfeilt, dass man diese Teile auch später, bei bereits montierter Kabine, einsetzen kann. Sie wurden ohne weitere Detaillierung Gun Metal bemalt, mit einem heftigen schwarz-braunen Washing, bzw. rostfarbig für den Auspuffkrümmer.

Ein Test zeigte, dass zwischen der Bodenplatte und dem Rahmen riesige Lücken klafften. Nun war zwar der Fahrzeughersteller SPA eine FIAT-Tochter, und diese Abkürzung lässt sich interpretieren als "Für Italiener Ausreichende Technik" –  aber ich weigere mich einfach zu glauben, dass jemand ein Fahrzeug für den Wüsteneinsatz mit solchen Eintrittsöffnungen für Sand und Staub entwerfen sollte! Also habe ich die mit Plastiksheet verschlossen.

Der erwähnte Link zeigt auch einen AS 42 mit leerer unterer Kanister-Halterung, und so habe ich mir die entsprechenden Bausatzteile näher angesehen: An allen Kanistern fehlte der umlaufende Falz, die Halterungen waren viel zu dick und nahmen keine Rücksicht auf die Schrägen neben den Versteifungskreuzen, und natürlich fehlten auch die Streben zwischen den einzelnen Kanistern. Also habe ich die alle voneinander getrennt und von den aufgeprägten Halterungen befreit, bevor der Falz eingeritzt werden konnte.

In diesem Zusammenhang: Aus dem Fotoheft ergibt sich, dass die italienischen Kanister zwar nach deutschem Vorbild gefertigt waren, dass aber ihre Versteifungsrippen ein richtiges "X" bildeten, nicht wie bei den deutschen. Für nähere Einzelheiten empfehle ich http://www.sdkfz7.free.fr/index, aber den Aufwand des Umbaus bzw. des Erwerbs von korrekten Kanistern habe ich  nicht getrieben.

Jedenfalls mussten die Dinger angebracht werden. Ein Vergleich mit den Original-Fotos zeigte, dass die Seitenwände im Bausatz etwas anders aussehen: 29 mm sind nicht genug für zwei Kanister übereinander mit entsprechendem Freiraum obendrüber, schon gar nicht bei 1 mm starken "Regalbrettern". Außerdem ist beim Original der Knick in den Kotflügeln oberhalb der Haltestange der oberen Halterung,nicht auf gleicher Höhe mit ihr (dieser Fehler findet sich interessanterweise auch in allen verfügbaren Risszeichnungen).

Um dem Original näher zu kommen, habe ich die Halterungs-Hälften abgeschliffen und 0,75 x 0,75 mm starke Plastikstreifen unter Seitenwände und Kotflügel geklebt. Als nächstes wollte ich den Boden aus 0,3 mm starkem Material in kompletter Tiefe ankleben, kam aber bei erneutem Betrachten der Bilder ins Grübeln: wie soll man aus der unteren Halterung einen vollen Kanister über die seitliche Halterung wuchten, wenn  es über ihm gerade soviel Platz gibt wie die Haltestange hoch ist? Das geht wohl nur, indem man ihn erst seitlich kippt. Und das wiederum setzt voraus, dass entweder seitlich sehr viel Platz ist oder dass der Boden der Halterung nicht über die ganze Tiefe geht. Die zweite Variante hätte obendrein den Vorteil, dass sich kein Sand in den Halterungen ansammelt. Der Schatten auf dem oben erwähnten Foto schien diese Idee zu bestätigen, also habe ich so gebaut – und aus Gründen der Produktionsvereinfachung die oberen Halterungen nach demselben Muster erstellt.

Pro Halterung mussten vier Streben geschnitten werden, von denen je eine ein anderes Format hat, weil an ihr die Scharniere der oberen Haltestangen sitzen. Die jeweiligen unbeweglichen Haltestangen wurden aus Plastikstreifen in derStärke der PE-Teile gefertigt; dabei ist zu beachten, dass diese an den unteren Halterungen auf die Klotflügel geschweißt sind, während sie oben zum Fahrzeug hin geknickt sind, wie von Italeri geformt.  Die Ätzteile habe ich gekürzt und so gebogen, dass sie sich der Kanister-Form anpassten und an die neu gefertigten Befestigungspunkte heranreichten, wo sie mit Flügelmuttern von ABER "befestigt" werden konnten. (Von denen kamen gleich auch zwei auf die Abdeck-Platte des Reserverades.) Den folgenden Link mit dem Foto eines ausgebrannten AS 42 habe ich (natürlich!) erst viel später gefunden; es zeigt, dass ich einigermaßen richtig lag, die Form der Streben aber nicht ganz getroffen habe: http://mvsn.forumcommunity.net/?t=7094362 .

Bei der Motorhaube empfiehlt die Bauanleitung, die seitlichen Klappen mit den Lüftungsschlitzen abzutrennen und senkrecht wieder anzukleben, damit man den Motor sehen kann. Stattdessen habe ich vor dem Auseinanderschneiden die jeweils zwei ersten bzw. letzten Teile der Scharniere durchbohrt. Vorsichtiges Abtrennen –eins rechts, eins links– ergab dann mit gezogenem Gießast funktionierende Scharniere. Die Oberteile der Riegel an den Seitenwänden wurden abgetrennt und an die Klappen geklebt sowie mit kleinen Teilen aus dünnstem Alublech verfeinert.

Der Anbringung des Motorabteils stellte sich der Gießharz-Kühler in den Weg, indem er alles nach links schob – bis ich merkte, dass seine Positions-Stifte falsch angebracht waren und heftig beschnitten werden mussten. Ein weiteres Foto aus dem genannten Artikel war ebenfalls selbsterklärend – die Lüftungsschlitze im Oberteil der Heckwand lassen sich leicht nachgravieren und ebenso leicht auch ganz durchschleifen.

Als nächstes rächte sich die Beweglichkeit der seitlichen Klappen – denen stand nämlich plötzlich die Oberkante der Kabinen-Rückwand im Weg. Wieder Studium der Vorbildfotos, und siehe da, die Auflage für die Motorhaube bringt das Bausatzteil vorn nicht hoch genug! Wenn man's einmal weiß, ist das ganz leicht mit einem Streifen Plastik zu korrigieren, der das Vorderende der Haube praktisch auf eine Höhe bringt mit der Oberkante der Rückwand. –  Als Verbindung vom Auspuffkrümmer zum Auspufftopf habe ich ein Stück Spiralfeder genommen, statt die Gussnaht am Bausatzteil entfernen zu wollen.

Die Riemenösen rund ums Fahrzeug habe ich abgeschliffen und durch welche aus gezogenem Gießast ersetzt. Bei der Gelegenheit stellte ich auch fest, dass die Trittstufen 19/20 G viel besser passen, wenn sie ihre Positionen laut Bauanleitung tauschen. Alle Sitze erhielten "Stoff"-Bezüge aus einer einzelnen Lage Papier-Taschentuch, mit ganz dünnflüssigem Kleber betupft.

Die Ätzrahmen für die Kanister vorn auf den Kotflügeln brachten mich wieder mal ins Grübeln: wenn die oberen Teile aus einem "Guß" mit dem Rest des "Käfigs" sein sollten, wäre ständig heftiges Biegen angesagt gewesen. Deshalb habe ich diese Dinger oberhalb der seitlichen Ösen abgetrennt und auf der einen Seite durch bewegliche Alu-Streifen ersetzt, die oben genügend Spiel haben. Auf der anderen Seite ist diese Konstruktion gebrochen und irgendwo in der Wüste entfernt und durch Draht ersetzt worden.  Da die hier transportierten Kanister auf den Fotos weiß gemalte Versteifungsrippen haben, nehme ich an, dass das die italienische Methode war, Wasserkanister zu kennzeichnen, und habe meine entsprechend behandelt. Der "Abzeichenträger" am linken Regal sitzt auf Fotos (und sogar in der Bemalungsanleitung) tiefer und wurde deshalb abgetrennt und umgesetzt.

Und dann die Scheinwerfer. Italeri offeriert zwei Sorten Einsätze: einen mit Stoff-Überzug, den anderen mit "Streuscheiben" - aber beide aus dem bräunlichen Plastik des gesamten Bausatzes. So nicht! Statt dessen tiefgezogene Azetat-Streuscheiben vor Alufolien-Reflektoren. Kabel aus gezogenem Gießast, auch für die Hupe, die obendrein eine Halterung aus Messingblech erhielt.

Die Vorderhaube verlangte nach starkem Klammern, um an ihren Platz gebracht zu werden. Die Halterung der MG-Lafette (45 G) bedurfte einer ergänzten Klammer. Für die Spaten habe ich auch eine Halterung gebaut, denn die lagen keineswegs platt auf der Haube. Aus dem Fotoheft ergab sich auch, dass der "Rückstrahler" oberhalb des hinteren Nummernschildes kein solcher war, sondern eine elektrische Rückleuchte, die ich aus einem Stück Plastikrohr bastelte, das mit gefärbtem Weißleim gefüllt und mit gezogenem Gießast verkabelt wurde. Dafür habe ich mir aber verkneifen können, das Nummernschild genau senkrecht zu stellen ...

Die Sandschienen sind Ätzteile. Einem richtigen Nietenzähler fällt aber sofort auf, dass die Querrippen in der Mitte der Dinger nicht versenkt, sondern erhaben waren, um den Reifen Halt zu  geben! Also umgedreht, mit einem kleinen Schraubenzieher plus Hammer das Geätzte zur anderen Seite getrieben und mit Spachtelmasse aufgefüttert.

Die Kanone habe ich aus der Schachtel gebaut und lediglich mit heißem Schraubenzieher die Achs-Stifte verschmolzen. Bemalt wurde sie mit Humbrol Metalizer Gun Metal, die Lafette in Fahrzeugfarbe. Das geätzte Fla-Visier stiftete ein großzügiger Modellbauer-Freund (danke, Holger!). 


Bemalung/Alterung

Das ganze Gerät erhielt eine Pinsel-Grundierung mit Humbrol matt 33 (das es leider nicht mehr gibt), darüber kam Revell 16. Die Sitze wurden etwas grünlicher bemalt, die Werkzeuge blieben metallisch, mit braunen Griffen.

Die Vinylreifen kamen in eine Plastiktüte, zusammen mit geschabter Pastellkreide der passenden Farbe; nach einigem Schütteln konnte dann überschüssige Kreide mit den Fingern abgerieben werden. Das Verdeck ist aus Seidenstoff, mit Wasserfarbe gefärbt, seine Befestigungsriemen aus Durchschlagpapier, mit Schnallen vom Bausatzteil.

Blieb noch die Windschutzscheibe. Der Rahmen wurde in Fahrzeugfarbe bemalt und mattschwarz da, wo die "Glas"-Teile aufliegen. Dasselbe geschah mit dünnen Plastik-Streifen, die jetzt das Glas halten. Die Rückspiegel erhielten runde Scheibchen aus Chromfolie, die mit 5 Minuten-Epoxy befestigt wurden, damit sie die leicht konvexe Wölbung behielten, die sie beim Ausstanzen mit der Revolver-Lochzange auf einer Karton-Unterlage bekommen hatten.

Fazit

Ein schöner Bausatz eines ungewöhnlichen Fahrzeugs. Dass er einige Merkwürdigkeiten hat, fällt nur dem auf, der sich intensiv mit dem Fahrzeug befasst. Zusätzliche Informationen gibt es unter  http://www.comandosupremo.com/Sahariana.html, vermutlich auch, wenn man einfach AS 42 googelt. Aber wo nun der Sprit reingekippt wurde, habe ich auch auf diese Weise nicht herausgefunden ...

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Empfohlene Referenzen:

http://www.webkits.com.br/news/templates/news.asp?articleid=345&zoneid=14 
http://www.comandosupremo.com/Sahariana.html

© 12/2009 Peter Schweisthal

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